Schachweltmeister
Nach seinem überwältigenden Sieg beim großen Internationalen Turnier in London 1883 betrachtete sich
Johannes Hermann Zukertort als Champion of the World und forderte Steinitz' Führungsanspruch heraus. Die Schachwelt erwartete einen Zweikampf dieser Rivalen und bekam ihn: Durch seinen 12,5:7,5-Sieg über Zukertort im Wettkampf vom 11. Januar bis zum 29. März 1886, der in New York, St. Louis und New Orleans stattfand, gilt
Wilhelm Steinitz allgemein als der 1. Schachweltmeister.
Nach Steinitz' Wettkampfsieg fanden sich etliche Herausforderer, die mit ihm um die Weltmeisterschaft spielen wollten. Bis 1948 entschied allein der Weltmeister, wessen Herausforderung er annahm und wem er einen Weltmeisterschaftskampf verweigerte. Der Titelhalter bestimmte die Bedingungen und das Preisgeld fast nach Belieben.
Insbesondere während der Zeit
Emanuel Laskers auf dem Weltmeisterthron wurde dies oft kritisiert, da würdige Gegner nicht oder erst nach langjährigen Verhandlungen zum Zuge kamen.
José Raúl Capablanca versuchte 1922 klare Regeln einzuführen, die von seinen potentiellen Herausforderern akzeptiert wurden. Sie bestanden aus 21 Paragraphen, die im Dezember 1923 im American Chess Bulletin abgedruckt wurden.
Der Nachfolger Capablancas als Weltmeister, Alexander Aljechin, hielt sich zwar formal an diese Regeln, einem Rückkampf mit Capablanca ging er aber dadurch aus dem Weg, dass er die Herausforderungen anderer Spieler stets bevorzugt berücksichtigte.
Von 1948 bis 1993 wurde die Weltmeisterschaft vom Weltschachbund FIDE ausgerichtet. Der jeweilige Herausforderer des Weltmeisters wurde durch ein mehrstufiges Qualifikationssystem (regionale Zonenturniere, Interzonenturnier und Kandidatenturnier) ermittelt.
Nachdem Kasparow 1993 nicht mehr bereit war, seinen Titel unter der Ägide der FIDE zu verteidigen, stellte sich der vor 1948 übliche Zustand wieder ein. Kasparow verteidigte seinen Titel nach seinen eigenen Bedingungen. 2000 verlor er ihn an Wladimir Kramnik. Parallel hierzu veranstaltete die FIDE eine offizielle Weltmeisterschaft, deren Gewinner aber nicht allgemein als weltbeste Spieler anerkannt werden.
Ein Versuch, die beiden Weltmeistertitel wieder zu vereinigen, war die von dem US-amerikanischen Großmeister Yasser Seirawan initiierte Prager Abmachung, welche am 6. Mai 2002 von Garri Kasparow, Wladimir Kramnik und Kirsan Iljumschinow, dem Präsidenten der FIDE, unterzeichnet wurde. Diese scheiterte jedoch, da geplante Qualifikationswettkämpfe nicht zustande kamen. Erst 2006 kam es zu einem Vereinigungswettkampf zwischen Kramnik und Wesselin Topalow.
Wilhelm Steinitz (1886–1894)
Steinitz war eine Kämpfernatur und scheute keine Auseinandersetzung. Wie schon vor dem Wettkampf mit Zukertort wählte er sich erneut den erfolgreichsten und seine Stellung in der Schachwelt am ehesten bedrohenden Spieler zum Kampf um den Weltmeistertitel. So verteidigte er seinen Titel in Wettkämpfen 1889 (gegen Tschigorin), 1890 (gegen Gunsberg) und 1892 (wiederum gegen Tschigorin). 1894 musste sich Steinitz dem jungen deutschen Talent Emanuel Lasker geschlagen geben. Den Verlust seines Titels erkannte er aber erst an, nachdem er 1896 einen Revanchekampf gegen Lasker ebenfalls verlor.
Emanuel Lasker (1894–1921)
Lasker war insgesamt 27 Jahre von 1894 bis 1921 Weltmeister. Seine überragende Stellung in der Schachwelt jener Zeit ist unbestritten. Allerdings war seine Weltmeisterschaft auch dadurch geprägt, dass er Zweikämpfen ungewissen Ausganges durch das Aufstellen nur schwer zu erfüllender Bedingungen aus dem Weg zu gehen wusste. So kam es nicht zu einem von der Schachwelt gewünschten Wettkampf mit dem polnischen Meister Akiba Rubinstein. Das Kräftemessen mit José Raúl Capablanca fand erst 1921 statt.
Im Einzelnen spielte Lasker nach seinem Sieg über Steinitz 1894 noch folgende Weltmeisterschaftskämpfe: 1896 Revanchekampf gegen Steinitz, 1907 gegen den US-Amerikaner Frank Marshall, 1908 gegen seinen deutschen Rivalen Siegbert Tarrasch, 1910 gegen Carl Schlechter und ebenfalls 1910 gegen Dawid Janowski. 1921 unterlag Lasker dem kubanischen Meister José Raúl Capablanca in Havanna.
José Raúl Capablanca (1921–1927)
Capablanca dominierte die Schachturniere in den 1920er Jahren und war vor allem für sein tiefes positionelles Verständnis berühmt. Auf Initiative Capablancas wurden 1922 am Rande des Londoner Turniers erstmals Regeln („The London Rules“) für künftige Weltmeisterschaftskämpfe aufgestellt, die von den anwesenden führenden Meistern akzeptiert wurden. Die Klauseln erlegten dem Herausforderer die Mühe auf, das Preisgeld einzuwerben. Ein WM-Match sollte ferner auf sechs Gewinnpartien angesetzt sein.[7] Den Herausforderer Capablancas ermittelte 1927 ein − gemäß den Londoner Regeln ursprünglich nicht vorgesehenes − Kandidatenturnier in New York, an dem Capablanca selbst teilnahm. Hinter dem Weltmeister belegte Alexander Aljechin den zweiten Platz. Nachdem Aljechin in Argentinien Sponsoren für den Wettkampf gefunden hatte, kam es vom 16. September bis zum 29. November 1927 in Buenos Aires schließlich zum langerwarteten Wettkampf um die Weltmeisterschaft. Capablanca verlor gegen Aljechin
mit 3:6 bei 25 Remispartien. Er versuchte in der Folgezeit vergebens, seinen Nachfolger zu einem Revanchekampf zu bewegen. Die Londoner Regeln kamen später nicht wieder zur Anwendung.
Weltmeister Alexander Aljechin (1927–1935 und 1937–1946)
Durch seinen spektakulären Sieg über Capablanca bestieg Aljechin 1927 den Schachthron. Obwohl er seinem Vorgänger einen Revanchewettkampf versprochen hatte, wich Aljechin in den nächsten Jahren Capablanca aus und ein Rückkampf kam nicht zustande. Stattdessen spielte er 1929 und 1934 gegen Efim Bogoljubow.
1935 verlor er seinen Titel im bis dahin längsten WM-Kampf an den Niederländer Max Euwe, holte ihn jedoch in einem Revanchekampf 1937 zurück. Zu weiteren Wettkämpfen kam es während des Zweiten Weltkrieges nicht. 1946 starb Aljechin, der Kollaboration mit den Deutschen und des Antisemitismus bezichtigt, in Portugal.
Weltmeister Max Euwe (1935–1937)
Der Niederländer Machgielis (Max) Euwe konnte durch seinen Sieg über Aljechin zwei Jahre lang den Weltmeistertitel für sich beanspruchen. Er war der einzige Amateur, der den Titel Schachweltmeister innehatte.
Das Weltmeisterschaftsturnier von 1948
Durch den Tod Alexander Aljechins wurde der Weg frei für die Ausrichtung der Weltmeisterschaftskämpfe durch den Weltschachverband (FIDE). Der von der FIDE gekürte und als solcher auch allgemein anerkannte Weltmeister (die FIDE ernannte bereits 1928 Efim Bogoljubow zum offiziellen Champion der FIDE) wurde im Weltmeisterschaftsturnier 1948 ermittelt, das Michail Botwinnik für sich entscheiden konnte.
An dem Turnier, veranstaltet vom 1. März bis zum 18. Mai 1948 in Den Haag und Moskau, nahmen neben Michail Botwinnik Paul Keres, Wassili Smyslow, Samuel Reshevsky und Ex-Weltmeister Max Euwe teil. Der ursprünglich gleichfalls als Teilnehmer vorgesehene US-amerikanische Großmeister Reuben Fine verzichtete. Die fünf Teilnehmer spielten jeder gegen jeden fünf Partien. Botwinnik siegte mit 14 Punkten aus 20 Partien deutlich vor Smyslow (11), Keres und Reshewsky (je 10½) und Euwe (4).
Von diesem Jahr an übernahm die FIDE die Organisation der Wettkämpfe. Das neue Weltmeisterschaftsregelment sah vor, dass der Weltmeister den Titel alle drei Jahre verteidigen musste. Der jeweilige Herausforderer wurde durch Zonen-, Interzonen- und Kandidatenturniere ermittelt. Bis 1963 galt zudem die Regel, dass dem Weltmeister im Falle eines Titelverlustes ein Revancherecht ein Jahr später zustehen sollte.
Michail Botwinnik (1948–1957, 1958–1960, 1961–1963)
Botwinnik verteidigte seinen Titel bei der WM 1951 gegen David Bronstein und der WM 1954 gegen Wassili Smyslow jeweils mit einem 12:12, was nach Reglement zur Titelverteidigung ausreichte. Bei der Schachweltmeisterschaft 1957 unterlag er Smyslow, konnte aber im Revanchekampf 1958 den Titel zurückholen. Bei der WM 1960 unterlag er gegen Michail Tal, konnte aber 1961 wiederum sein Revancherecht nutzen, um den Titel wiederzuerlangen. Bei der WM 1963 verlor er seinen Titel endgültig an dem armenischen Großmeister Tigran Petrosjan.
Wassili Smyslow (1957–1958)
Der Zweitplatzierte des Weltmeisterschaftsturniers von 1948 konnte Botwinnik 1957 im Weltmeisterschaftskampf bezwingen, unterlag dem alten Weltmeister jedoch ein Jahr später bei dem von den Statuten vorgesehenen Revanchekampf.
Michail Tal (1960–1961)
Der junge Michail Tal galt als „Feuerkopf“ unter den Schachmeistern seiner Zeit. 1960 setzte er sich gegen Weltmeister Botwinnik durch. Zur allgemeinen Überraschung gelang dem weitaus älteren Botwinnik aber dank seiner präzisen Wettkampfvorbereitung erneut die Revanche.
Tigran Petrosjan (1963–1969)
1963 gelang es Tigran Petrosjan, einem der besten Defensivspieler der Schachgeschichte, Botwinnik zu schlagen. Bei der WM 1966 verteidigte er seinen Titel erfolgreich gegen Boris Spasski. Es war das erste Mal seit 1934, dass ein amtierender Schachweltmeister seinen Herausforderer besiegte. Bei der WM 1969 verlor er den Titel an einen diesmal weit besser vorbereiteten Spasski.
Boris Spasski (1969-1972)
Spasskis Weltmeisterschaft dauerte drei Jahre bis zu dem vielbeachteten Wettkampf mit dem US-amerikanischen Schachgenie Robert James „Bobby“ Fischer. Vom 11. Juli bis zum 31. August 1972 fand in Reykjavík der durch die Massenmedien zum Kampf der Systeme und Match des Jahrhunderts hochstilisierte Weltmeisterschaftskampf zwischen dem Sowjetbürger Spasski und dem US-Amerikaner Fischer statt: Fischer gewann den Wettkampf mit dem Endergebnis 12,5:8,5 (+7, -3, =11), wobei Fischer die 2. Partie wegen Nichterscheinens kampflos verlor.
Robert James (Bobby) Fischer (172-1975)
Die Weltmeisterschaft Fischers wurde im Westen stark bejubelt. Zu der Faszination, die das Schachgenie Fischer ausstrahlte, gesellte sich die Genugtuung darüber, dass es einem US-Amerikaner gelungen war, in die Domäne der Sowjetischen Schachschule einzudringen.
Fischers Eroberung des Schachthrons erwies sich sehr überraschend zugleich als das Ende seiner Karriere: Der US-Amerikaner zog sich vom Schach zurück und verteidigte den Titel im Jahr 1975 nicht gegen den von der FIDE ermittelten Herausforderer Anatoli Karpow. Dem Verzicht Fischers gingen lange Verhandlungen über die Modalitäten im Wettkampfreglement voraus. Die FIDE war nicht bereit, zu Fischers Bedingungen den Wettkampf auszurichten (Spiel auf 10 Gewinne, Remis zählen nicht, beim Stand von 9:9 wird das Match als Unentschieden abgebrochen).
Anatoli Karpow (1975-1985)
Nachdem Fischer zum Weltmeisterschaftskampf 1975 nicht angetreten war, wurde Herausforderer Karpow von FIDE-Präsident Euwe kampflos zum Weltmeister proklamiert. Bei der WM 1978 und der WM 1981 verteidigte er seinen Titel jeweils gegen den 20 Jahre älteren Viktor Kortschnoi. Dieser war schon sein Finalgegner um die Herausforderung Fischers gewesen. Die FIDE hatte mittlerweile das Reglement geändert – nicht mehr 24 Partien wurden gespielt, sondern ein Match auf 6 Gewinne, Remis zählten nicht.
Ein 1984 begonnener Weltmeisterschaftskampf Karpows gegen Herausforderer Garri Kasparow wurde nach 48 Partien abgebrochen. Man spielte, wie 1978 und 1981, auf sechs Gewinne. Der Zwischenstand zum Zeitpunkt des Abbruchs lautete 5:3 (+5, −3, =40) für Karpow. Der Wettkampf hatte am 10. September 1984 begonnen und wurde am 15. Februar 1985 vom FIDE-Präsidenten Florencio Campomanes beendet, obwohl das FIDE-Reglement dies nicht vorsah. Zum Zeitpunkt des Abbruchs lag Karpow zwar in Führung, war aber sichtlich angeschlagen, sodass der Abbruch allgemein als eine Begünstigung des Weltmeisters gegenüber seinem jüngeren Herausforderer angesehen wurde. Campomanes argumentierte, dass eine solche Situation mit Dutzenden Remispartien in der Satzung einfach nicht behandelt würde und dass mit mittlerweile 48 Partien die doppelte Anzahl der nach altem Reglement vorgesehenen Partien gespielt worden sei. Auch könne nicht einfach weitergespielt werden, bis ein Spieler körperlich Schaden nehme. Dies
sei nicht das Wesen des Schachs.
Im Herbst 1985 wurde der Wettkampf mit geänderten Regeln (Begrenzung auf 24 Partien) wiederholt. Karpow musste sich Kasparow geschlagen geben.
Garri Kasparow (1985-2000)
Da die FIDE mit der Regeländerung auch das Revancherecht wieder eingeführt hatte, musste Kasparow seinen Titel 1986 gegen Karpow verteidigen, was ihm auch gelang. Auch in den folgenden WM 1987 und WM 1990 war Karpow sein Gegner, aber Kasparow konnte seinen Titel verteidigen.
1993 kam es zum Bruch zwischen Kasparow und der Weltschachorganisation FIDE. Kasparow weigerte sich, unter den finanziellen Bedingungen der FIDE erneut um die Weltmeisterschaft zu spielen, und wurde daraufhin gemeinsam mit Nigel Short, seinem Herausforderer für 1993, von der FIDE disqualifiziert. Die beiden Spieler waren in der Folge maßgeblich an der Gründung eines eigenen Schachverbandes, der Professional Chess Association (PCA), beteiligt. Hiernach wurden in beiden Verbänden rivalisierende Weltmeister ermittelt.
Kasparow verteidigte 1993 seinen Titel in einem von der PCA veranstaltenen Wettkampf gegen Nigel Short. 1995 fand der nächste PCA-unterstützte Wettkampf statt: Kasparow bezwang den Inder Viswanathan Anand. Erst im Jahre 2000 verteidigte Kasparow seinen Titel erneut. Der Niedergang der PCA führte mit sich, dass kein Herausforderer für den Weltmeister ermittelt wurde. Kasparows Gegner Wladimir Kramnik war seit Aljechins Tagen der erste Herausforderer, den der Weltmeister sich aussuchte. Dass und wie – nämlich ohne einen einzigen Sieg zu erreichen – Kasparow seinen Titel an Kramnik verlor, wurde allgemein als sensationell angesehen. Man spielte vom 8. Oktober bis zum 2. November in London. Endergebnis: 6,5:8,5 (+0, -2, =13).
Wladimir Kramnik (2000-2007)
Nachdem Kasparow 1993 nicht mehr bereit war, seinen Titel zu den Bedingungen der FIDE zu verteidigen, stellte sich der vor 1948 übliche Zustand wieder ein. Kasparow verteidigte seinen Titel nach seinen eigenen Bedingungen. 2000 verlor er ihn an Wladimir Kramnik.
Parallel hierzu veranstaltete die FIDE eine offizielle Weltmeisterschaft, deren Gewinner aber nicht allgemein als weltbeste Spieler anerkannt werden.
Ein Versuch, die beiden Weltmeistertitel wieder zu vereinigen, war die von dem amerikanischen Großmeister Yasser Seirawan initiierte Prager Abmachung, welche am 6. Mai 2002 von Garri Kasparow, Wladimir Kramnik und Kirsan Iljumschinow, dem Präsidenten der FIDE, unterzeichnet wurde. Diese scheiterte jedoch, da geplante Qualifikationswettkämpfe nicht zustande kamen. Erst 2006 kam es zu einem Vereinigungswettkampf.
Vom 23. September bis zum 13. Oktober fand in Elista der Wettkampf zwischen Wesselin Topalow und Wladimir Kramnik statt, der die Zweiteilung der Schachweltmeisterschaft beendete. Zum ersten Mal entschied bei einer klassischen Schachweltmeisterschaft der Tiebreak über den Sieger. Kramnik gewann und war nun alleiniger Weltmeister.
Viswanathan Anand (2007-2013)
Kramnik musste – so schrieben es die FIDE-Regularien vor – in einem Rundenturnier mit acht Teilnehmern den nun alleinigen WM-Titel verteidigen. Die sieben noch offenen Startplätze wurden durch ein Qualifikationsturnier sowie anhand der Platzierung in der FIDE-Weltrangliste zum damaligen Zeitpunkt vergeben. Sieger wurde Viswanathan Anand, der ungeschlagen und mit einem Punkt Vorsprung auf Kramnik neuer Weltmeister wurde. Er ist der erste asiatische Schachweltmeister.
Die Schachweltmeisterschaft 2008 wurde zwischen dem amtierenden Schachweltmeister Viswanathan Anand und seinem Herausforderer Wladimir Kramnik vom 14. Oktober bis 29. Oktober 2008 in Bonn ausgetragen. Schauplatz war die Bundeskunsthalle.[2] Anand ist seit der Schachweltmeisterschaft 2007 in Mexiko-Stadt Titelträger, bei der Kramnik als Titelverteidiger nur Zweiter wurde. Kramnik wurde dieser WM-Kampf durch eine spezielle Regel-Klausel des Weltschachbundes FIDE ermöglicht, die ihm und dem früheren FIDE-Weltmeister Wesselin Topalow nach dem Vereinigungskampf 2006 Privilegien zusicherte.
Anand verteidigte seinen Weltmeistertitel vorzeitig nach elf Partien mit 6½ : 4½ Punkten.
Die Schachweltmeisterschaft 2010 wurde als Zweikampf zwischen dem amtierenden Schachweltmeister Viswanathan Anand und dem früheren FIDE-Weltmeister Wesselin Topalow ausgetragen. Sie fand vom 24. April bis 11. Mai 2010 in der bulgarischen Hauptstadt Sofia statt. Es handelte sich (sofern Alexander Aljechin durchgängig als Russe gezählt wird) um die erste Schachweltmeisterschaft ohne Beteiligung eines russischen Spielers seit der WM 1921, als der Deutsche Emanuel Lasker seinen Titel an den Kubaner José Raúl Capablanca verlor. Durch einen Schwarzsieg in der letzten Partie gewann Anand den Wettkampf mit 6,5 zu 5,5 Punkten. Es war seine zweite erfolgreiche Titelverteidigung nach dem Weltmeisterschaftskampf 2008 gegen Wladimir Kramnik. Topalow hatte sich für den WM-Kampf durch seinen Sieg im Kandidatenfinale im Februar 2009 gegen den US-amerikanischen Großmeister Gata Kamsky qualifiziert.
Die Schachweltmeisterschaft 2012 wurde vom 10. bis 30. Mai 2012 als Zweikampf zwischen dem amtierenden Weltmeister Viswanathan Anand und Boris Gelfand, dem Sieger des Kandidatenturniers, in Moskau ausgetragen. Zur Bestimmung des neuen Schachweltmeisters wurden zuerst zwölf Partien mit normaler Bedenkzeit gespielt. Da es danach unentschieden stand, fiel die Entscheidung am 30. Mai im Tie-Break. Dieses entschied Anand mit 2,5:1,5 für sich und verteidigte damit erfolgreich seinen Titel.
Magnus Carlsen
Die Schachweltmeisterschaft 2013 fand vom 7. November bis 22. November 2013 als Zweikampf um den Titel des Schachweltmeisters zwischen dem Titelverteidiger Viswanathan Anand und Magnus Carlsen als Herausforderer in Chennai (ehemals Madras) in Indien statt. Nach zehn von zwölf angesetzten Partien gewann Carlsen mit 6,5:3,5 und wurde neuer Weltmeister.
Die Schachweltmeisterschaft 2014 wurde vom 7. bis zum 23. November 2014 in Sotschi als Zweikampf zwischen dem Titelverteidiger Magnus Carlsen und Viswanathan Anand als Herausforderer ausgetragen. Nach elf von zwölf angesetzten Partien lag Carlsen uneinholbar mit 6,5:4,5 in Führung und verteidigte damit seinen Weltmeistertitel.
Der nächste WM-Kampf ist für 2016 in den Vereinigten Staaten geplant.
Von der Mehrheit der Schachwelt anerkannte Weltmeister
Name |
Zeitraum |
Land |
Wilhelm Steinitz |
1886–1894 |
Österreich-Ungarn / USA |
Emanuel Lasker |
1894–1921 |
Deutschland |
José Raúl Capablanca |
1921–1927 |
Kuba |
Alexander Aljechin |
1927–1935
|
Russland / Frankreich |
Max Euwe |
1935–1937 |
Niederlande |
Alexander Aljechin |
1937–1946 |
Russland / Frankreich |
kein Weltmeister |
1946–1948 |
-- |
Michail Botwinnik |
1948–1957
|
UdSSR |
Wassili Smyslow |
1957–1958 |
UdSSR |
Michail Botwinnik |
1958–1960 |
UdSSR |
Michail Tal |
1960–1961 |
UdSSR |
Michail Botwinnik |
1961–1963 |
UdSSR |
Tigran Petrosjan |
1963–1969 |
UdSSR |
Boris Spasski |
1969–1972 |
UdSSR |
Bobby Fischer |
1972–1975 |
USA |
Anatoli Karpow |
1975–1985 |
UdSSR |
Garri Kasparow |
1985–2000 |
UdSSR / Russland |
Wladimir Kramnik |
2000–2007 |
Russland |
Viswanathan Anand |
2007-2013 |
Indien |
Magnus Carlsen |
seit 2013 |
Norwegen |
FIDE Weltmeister
Nachdem die FIDE 1993 den amtierenden Weltmeister Kasparow und seinen ermittelten Herausforderer Short disqualifiziert hatte, wurde zeitgleich mit dem PCA-Weltmeisterschaftskampf eine FIDE-Weltmeisterschaft durchgeführt. Dies war der Beginn einer bis 2006 dauernden Spaltung des Weltmeistertitels. Die FIDE veranstaltete in den Jahren 1996, 1997-1998, 1999, 2000, 2001-2002, 2004 und 2005 weitere Turniere mit dem Titel Weltmeisterschaft. Der 1998 eingeführte Knockout-Modus stieß bei vielen Spielern und in der Schachwelt nicht auf ungeteilte Zustimmung und kam 2004 das letzte Mal zur Anwendung. Die Bestrebungen, die konkurrierenden Titel zu vereinigen, wurden 2006 zum Erfolg geführt.
Name |
Zeitraum |
Land |
(1) Efim Bogoljubow |
1928–1929 |
UdSSR / Deutschland |
identisch zu obiger Liste |
1948–1993 |
-- |
Anatoli Karpow |
1993–1999 |
Russland |
Alexander Chalifman |
1999–2000 |
Russland |
Viswanathan Anand |
2000–2002 |
Indien |
Ruslan Ponomarjow |
2002–2004 |
Ukraine |
Rustam Kasimjanov |
2004–2005 |
Usbekistan |
Wesselin Topalow |
2005–2006 |
Bulgarien |
identisch zu obiger Liste |
seit 2006 |
-- |
(1) 1928 richtete die FIDE ihr erstes „offizielles“ Championat aus: einen Wettkampf zwischen Efim Bogoljubow und Max Euwe, 1929 nochmals zwischen den beiden gleichen Gegnern. Beide Male gewann Bogoljubow mit Ergebnis 5,5:4,5. Auf dem 5. Kongress der FIDE, 1928 in Amsterdam, an dem der Weltmeister Alexander Aljechin gleichfalls teilnahm, wurde Bogoljubow der Titel
Champion der FIDE verliehen. Allerdings wurde die Bezeichnung
World Champion vermieden, weshalb Bogoljubow üblicherweise nicht als Schachweltmeister eingereiht wird.